Das Problem des Zuviel, Tobias Haberkorn,

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Zuviel. Obwohl dieser Ausdruck oft verwendet und problemlos verstanden wird, bleibt er abstrakt. Zu viel ist etwas, das ein Maß überschreitet. Das Maß, durch das ein Zuviel qua Überschreitung entsteht, ist je nach Zusammenhang ein anderes. Festlegen lässt es sich nur dort, wo auch Messverfahren und Skalen festgelegt sind. Ob jemand im Sinne eines Tempolimits zu schnell gefahren ist oder im Sinne einer Promillegrenze zu betrunken war, kann man meist klar genugermitteln. Schwieriger wird es, wenn sinnliches Ermessen involviert ist. Ab welcher Lautstärke ist die Musik zu laut?

Von welcher Temperatur an der Kaffee zu kalt? Kommen ästhetische und ethische Kategorien ins Spiel, wird die Maßgabe zu einem Problem, über das sich nur noch philosophisch diskutieren lässt: Wie und warum genau war dieser Film zu lang? Was genau an seiner Aussage war zu provokant? Wo genau hat er mal wieder übertrieben?

 

Entwurf Connie Nijman

Tobias Haberkorn hat Literaturwissenschaft, Ästhetik, Kulturwissenschaft und Mathematik an der École des hautes études en sciences sociales in Paris, der Freien Universität Berlin und der TU Darmstadt studiert. Er war Kulturredakteur bei Zeit Online. Seine Essays, Reportagen und Interviews sind in zahlreichen deutschen, amerikanischen und französischen Zeitungen und Zeitschriften erschienen. Er hat Essays und Theaterstücke unter anderem von Didier Eribon, Alain Badiou und Ryan Trecartin ins Deutsche übersetzt.

Das Problem des Zuviel. Welt in Sprache bei Rabelais und Montaigne,